Mit Hightech gegen das Bienensterben

Von Markus Kessler

Das Leben als Biene ist seit Jahren kein Honigschlecken mehr, weil Umweltgifte, Klimaänderungen, Monokulturen und Schädlinge die Völker der sozialen Insekten unter Druck bringen. Eine ganze Reihe von Start-ups hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben der Honigsammler und ihrer Halter durch Einsatz von Sensoren und Onlineplattformen zu erleichtern.

Der Fleiß von Bienen ist zwar legendär, die Arbeitsleistung eines einzigen Volkes ist aber trotzdem beeindruckend. Bis zu 300 Millionen Blüten kann ein Stock pro Tag bestäuben. Und weil Bienen bei der Bestäubung von vielen Pflanzenarten beteiligt sind, sind sie auch in der Landwirtschaft nicht zu ersetzen. Ohne Bienen wäre der industrielle Anbau von vielen Pflanzen, von Kartoffeln über Tomaten bis zu Kaffee nicht vorstellbar. Zwischen 235 und 577 Milliarden US-Dollar jährlich soll der Wert der Nahrungsmittel liegen, die direkt von der Bestäubung durch Bienen abhängig sind.

Vor diesem Hintergrund ist kaum verwunderlich, dass sich in den vergangenen Jahren auch viele Start-ups des Themas angenommen haben. Schon 2018 konnte das StartUp “Macedonian Honey” bei den StartUp Europe Awards den Preis in der Kategorie “Klima” sichern. Das Ziel von Macedonian Honey ist es, mit speziell an die Bedürfnisse von Bienen angepassten Bienenstöcken, die in entlegenen Gegenden von Nordmazedonien aufgestellt werden, den Kollaps von der Bienenpopulationen zu verhindern. Die Bienenstöcke erlauben den Bienen ein effektiveres Regulieren der Temperatur, was sie im Kampf gegen die schädlichen Varroamilben unterstützt.

Babymonitor und Stockbeheizung

Das StartUp BeeAndMe hat sich zum Ziel gesetzt, den Imkern bessere Daten zu liefern. Dazu werden Bienenstöcke mit Sensoren ausgestattet, die Temperatur, Feuchtigkeit, Gewicht und Vibrationen erfassen und via Mobilfunknetz übertragen können. Dadurch wissen Imker stets genau, wie es ihren Völkern gerade geht und wann ein Kontrollbesuch angebracht scheint. Wenn anhand der Vibrationen ungewöhnliche Aktivitäten im Bienenstock festgestellt werden, kann automatisch eine Warnung verschickt werden.

Die Jungunternehmer von Vatorex haben sich eine innovative Maßnahme gegen den Befall von Bienenkolonien durch Varroamilben einfallen lassen. Üblicherweise werden die Schädlinge gerne durch chemische Mittel bekämpft. Das setzt die Bienen aber unnötiger Belastung aus. Vatorex nutzt den Umstand, dass Varroamilbenpopulationen sehr empfindlich gegen höhere Temperaturen sind. Das StartUp hat eine Heizkomponente entwickelt, die direkt in die Waben eines Stocks integriert wird. Die Beheizung erfolgt in regelmäßigen Abständen und erlaubt eine ökologische Bekämpfung der Varroamilbe.

Bienen zu vermieten

Die Onlineplattform BeeSharing hat sich zum Ziel gesetzt, den Einsatz von Bienen in der Landwirtschaft zu erleichtern. Das StartUp vermittelt zwischen Imkern und Landwirten und stellt Transportmöglichkeiten für Bienenstöcke zur Verfügung. So kommen die Bienen genau dann auf die Felder, wenn die Nahrungsmittelpflanzen gerade blühen und sorgen so für die Bestäubung. Zudem hilft die Plattform auch dabei, den Bedarf je nach Anbaufläche zu ermitteln. Landwirte können ihre Anbauflächen eintragen und ausrechnen, wie hoch ihr Bienenbedarf ist und mit wie viel Mehrertrag sie bei Einsatz von Bienen am Feld rechnen können.

Daneben gibt es noch eine ganze Reihe anderer interessanter Bienen-StartUps in Europa. An der freien Universität Berlin wird etwa an einer Roboterbiene gearbeitet, die durch Tanzen mit echten Bienen kommunizieren kann und einem Volk so den Weg zu bestimmten Feldern erklären kann.

Veröffentlicht am: 19. Juli 2021

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