Wenn das Unterhemd den Blutzucker misst

Flexible Elektronik und Fortschritte in der Sensortechnik machen es möglich, dass Kleidung medizinische Aufgaben erfüllen kann. Smarte Textilien können nicht nur grundlegende Parameter wie Temperatur, Puls oder Atemfrequenz messen. Forscher können mittlerweile sogar miniaturisierte Labore in Stoffe integrieren, die zum Beispiel Schweiß analysieren können. Dadurch können Blutzuckerwerte und andere Stoffwechselprodukte gemessen werden. Ein Kleidungsstück, das mit dieser Technologie ausgestattet ist, könnte verwendet werden, um die Einnahme von Medikamenten zu überprüfen oder das Leben von Diabetikern zu erleichtern. Durch Verbesserungen des Bluetooth-Standards, der in den meisten Fällen zur Übertragung der Sensordaten genutzt wird, könnten medizinische Textilien in Zukunft vielleicht sogar ohne Batterien auskommen.

Wearable Biosensors for Continuous Health Monitoring - Wei Gao - 10/25/2019

Ein T-Shirt, das den Gesundheitszustand seines Trägers kontinuierlich überwacht, wäre ein Schritt in Richtung einer präventiven und personalisierten medizinischen Versorgung. Die Daten können mithilfe von Bluetooth oder anderen drahtlosen Datentransferprotokollen direkt an ein Smartphone und von dort weiter an den zuständigen Doktor übermittelt werden. Auf diese Weise ließen sich viele Krankheiten frühzeitig erkennen, was die Behandlung vereinfacht und die Kosten für die Gesellschaft niedrig hält. Moderne Fitnesstracker und Smartwatches sind ein erster Schritt in diese Richtung. Die smarten Textilien der Zukunft werden aber weitaus mehr können.

Sensors woven into a shirt can monitor vital signs | Useful for Telemedicine

Die ersten smarten Kleidungsstücke mit medizinischem Nutzen haben den Schritt aus den Labors der Universitäten in das Start-up-Ökosystem bereits geschafft. Eine Babyhaube, die Temperatur, Herz- und Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung des Blutes misst, wird vom Jungunternehmen Neopenda angeboten. Das Unternehmen Hexoskin bietet Shirts an, die Herz- und Atemfrequenz sowie Bewegungsdaten analysieren. Von Kleidung, die den Gesundheitszustand ihres Trägers umfassend überwachen kann, sind diese Produkte noch weit entfernt. Sie zeigen aber, dass flexible Sensoren in Textilien integriert werden können. Die Hersteller geben an, dass auch Maschinenwäsche kein Problem für ihre Produkte ist.

Bessere Vernetzung

Einige Probleme müssen die Hersteller smarter Textilien aber noch lösen, bevor die Zukunft der Diagnostik beginnen kann. Zum einen müssen die Regeln für den Datenschutz Schritt halten, wenn die übertragenen Informationen sensibler werden. Zum anderen muss die Vernetzung der Sensoren den Anforderungen gerecht werden. Hier spielt der Bluetoothstandard eine wichtige Rolle. Verbesserungen der Technologie haben dazu geführt, dass auch größere Datenmengen über ausreichende Distanzen gesendet werden können. Allerdings ist dazu Strom erforderlich. Deshalb sind smarte Textilien derzeit auf abnehmbare Akkus angewiesen. Da der Strombedarf für die Datenübertragung mit Bluetooth aber ständig sinkt, könnte sich das in Zukunft ändern.

Das liegt daran, dass neuartige Technologien es erlauben, geringe Mengen an Strom durch Bewegung oder das Ausnutzen von Temperaturunterschieden zu erzeugen. So könnte ein T-Shirt durch die Bewegung seines trägers oder den Temperaturunterschied zwischen Körper und Umwelt zur dauerhaften Stromquelle werden. Dadurch wären smarte Textilien nicht mehr länger auf Batterien und Kabelverbindungen angewiesen.

Veröffentlicht am: 31. Oktober 2020

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