Die Zukunft der dritten Dimension

Ivan Sutherland gilt als Pionier der Computergrafik. 1968 entwickelte der MIT-Professor das erste Head Mounted Display (HMD), also den Vorläufer der ersten Virtual und Augmented Reality Brille. Da es beide Begriffe damals aber noch nicht gab, sprach Sutherland von Hologramm. Fünf Jahrzehnte später ist seine Erfindung marktreif geworden – Virtual Reality und Augmented Reality werden im Gaming-Sektor genauso eingesetzt wie in der Industrie, Mixed-Reality gehört zu den Standard-Anwendungen in der Produktentwicklung und Smart Glasses-Modelle gibt es in verschiedensten Varianten für den Endkonsumenten.

Rasantes Marktwachstum erwartet

Wenn man etwa den Bereich VR-Brillen betrachtet, wie sie von Oculus, Sony, Samsung, HTC, Magic Leap oder Microsoft hergestellt werden, sieht man, wie sich der Markt rasant entwickelt: Von 7,1 Millionen abgesetzten Exemplaren 2018 entwickeln sich die Verkaufszahlen laut ABI Research bis 2023 auf etwa 36 Millionen Stück. Rasanter ist das Wachstum bei den Smart Glasses, wie es Google vor fünf Jahren mit der Google Glass probierte – von 500.000 Exemplaren

im Jahr 2018 werden – so prognostizieren die Analysten von IDC – im Jahr 2020 drei und 2023 gar 32 Millionen verkauft werden. Hersteller wie Vuzix, North, Epson oder auch Google mit der „Google Glass Enterprise Edition“ versuchen, Rechenleistung, die wir von Computern und Smartphones kennen, in ein Brillengestell zu packen.

Rechenleistung auf dem Kopf

Ob bei VR-, AR-Brillen oder Smart Glasses: Miniaturisierung ist gefragt, da Funktionalitäten auf kleinstem Raum untergebracht werden müssen. Diese Miniaturisierung kann durch immer höhere Packungsdichten der elektronischen Module erreicht werden. Da Brillen klein und relativ dünn sind, kommt es vor allem auf die Leiterplattentechnologie an, die klein, flexibel und extrem kompakt werden muss und dann mit der Halbleitertechnologie verschmilzt. Ziel der Hersteller ist, dass die Technologie in den smarten Brillen einmal so klein wird, dass mit ihr nicht nur neue Formfaktoren, sondern auch Alltagsanwendungen möglich werden.

Miniaturisierung ist das Schlagwort der Zukunft

Die tatsächliche Herausforderung liegt darin, Rechenleistung in einen schönen Formfaktor zu bekommen. Bei AT&S wird das mit Hilfe von Technologien wie mSAP im Bereich der Miniaturisierung geschafft. Eine weitere Herausforderung ist es, die Brillen äußerst energieeffizient zu machen, damit die Batterien so klein wie möglich sein können. Was bei den kleineren Smart Glasses durchaus möglich erscheint, wird bei den großen VR- und AR-Brillen schwierig, da sie aufgrund ihrer Funktionalität große Energieverbraucher sind. Aber: Wenn die Batterie größer wird bzw. wegen zusätzlicher Funktionen leistungsfähiger werden muss, muss etwas anderes kleiner werden, was wiederum die AT&S-Expertise im Bereich der Miniaturisierung ins Spiel bringt.

Vom Hype zu sinnvollen Anwendungen

Die VR/AR oder Mixed-Reality hat den Hype überstanden und ist langsam aber doch gestartet. Es gibt Experten, die dieser Technologie eine ähnlich große Bedeutung zukommen lassen, wie der Erfindung des World Wide Web an sich. Anwendungsgebiete für Mixed Reality gibt es viele und es wird noch mehr geben. Abgesehen davon, dass die Gaming-Industrie Spiele entwickelt, die auf VR-Brillen abgestimmt sind und neue Gaming-Erlebnisse ermöglichen, sind es vor allem Themen wie Bildung, Industrie oder auch Handel, in denen diese Technologie genutzt wird. In der medizinischen Ausbildung in China werden im Rahmen des Regierungsprogramms „Health China 2030“ VR-Brillen genutzt, um den Studenten chirurgische Eingriffe an virtuellen Menschen üben zu lassen.

In der internationalen Automobilindustrie gibt es verschiedenste Anwendungen für VR/AR-Brillen, die bei der Designentwicklung neuer Fahrzeuge beginnen, wo Designer an unterschiedlichen Standorten weltweit gemeinsam über eine Mixed-Reality-Plattform virtuell an einem Fahrzeugkonzept arbeiten, und bei der Qualitätskontrolle enden, wo mit Hilfe einer VR/AR-Brille Mängel auf einer digitalen Karte virtuell vermerkt werden. Und selbst beim Einkaufen werden wir – glaubt man Prognosen – künftig öfter eine smarte Brille nutzen, um Produkte zu probieren oder ein neues Möbelstück im virtuellen Wohnzimmer anzusehen. VR/AR wird neue Welten erschaffen – und Technologie wird dabei helfen, dass diese gut werden und den Kunden nutzen.

Veröffentlicht am: 4. Mai 2020

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